Urlaubstagebuch – oder besser – unsere 3 Tage im Wald

Dienstag, 18.08.2009, 14:08 Uhr:

Wir wollten in diesem Lettlandaufenthalt unbedingt ein paar Tage im Wald verbringen. Mit dem Boot fahren, zelten, Lagerfeuer machen und Essen kochen. Nun haben wir es knapp noch geschafft in der letzten Urlaubswoche unter zu bringen. Freitag fliegen wir nach D, von heute, Dienstag, bis Donnerstag bleiben wir nun weg.

Wir sind hier an einem schönen See in Lettland, der Inesis-See. Nur von der Schönheit ist nicht viel zu sehen. Denn es regnet in Strömen!! Daher ist jetzt nicht viel zu tun, also schreib ich dieses „Tagebuch“. Madara schläft im Zelt, ich sitze unter der Überdachung, wo Tisch und Bänke stehen.

Heute morgen sind wir früh aufgestanden und haben die sachen gepackt. Das Wetter sah nicht fröhlich aus, aber das war es sonst auch nicht. Mit wechselhaftem Wetter haben wir geplant und sind deswegen nicht mit dem Boot auf dem Fluss unterwegs!

Zuerst sind wir noch ins Geschäft gefahren und haben uns verproviantiert. Kartoffeln, Nudeln, Dosenfleisch, Fertigsuppen (ohne die kann man nicht kampen), Butter, Chips, ein Joghurt für Madara. Dann noch tanken. Das erste Mal, dass ich an einem Tankautomaten stand. Erstmal alles durchgelesen. Ohne Rückgeld! Also gut überlegt wie viel wir brauchen und welches Scheinchen wir nehmen. Aber es klappte gut und direkt neben uns versuchten es zwei junge Frauen, die nicht mal den Geldschein richtig reinstecken konnten. Also ich war zufrieden und fühlte mich ganz gut bis jetzt. :)

Unsere Fahrt ging über 80 km Richtung Nord-Osten. Alles gut ausgeschildert, einmal gewendet, und gut das Ziel gefunden. Wie gesagt da regnete es schon in Strömen. Wir suchten uns also den Platz aus (leichte Sache, denn es ist ja sonst keiner da!), und überlegten mit was wir beginnen. Madara wollte unbedingt schlafen, denn die letzte Nacht war recht kurz und überhaupt sind wir vom Urlaubsstress etwas erschöpft. Also beschloss ich das Zelt aufzustellen. (Wer jemals ein Zelt im Regen aufgebaut hat, der weiß, dass es ziemlich nass wird, bevor es steht. Darin zu schlafen ist kein Vergnügen!!!) Also erinnerte ich mich an eine 5x5m Plane im Auto und wir bastelten erst eine Dachähnliche Konstruktion, um dann darunter (im Trockenen) das Zelt auf zu bauen. Gute Idee, aber die Bäume in der Nähe stehen so doof, dass sich die Plane fast nich befestigen lies. Aber jetzt hängt sie – sogar das Regenwasser bleibt nirgendwo drauf stehen. Das Zelt war schnell fertig und total trocken – ich bin stolz auf mich!! Madara ist dann schnell verschwunden und liegt nun vor Wonne seufzend auf ihrem Kissen.

Ich würde nun gerne was warmes essen, denn es ist schon halb drei. Aber Feuer lässt sich dann doch noch nicht anfachen. :( Tee gibt dann also auch keinen. Klammer auf: Wir wollten in der Natur leben und nicht den ganzen Luxus mit schleppen. Daher haben wir keinen Wasserkocher und keinen Elektrogrill mit (wie meine Eltern es machen). Denn Steckdosen gibt es hier! Und hätte ich einen Wasserkocher dabei, dann könnte ich eh noch nix kochen, denn der Strom ist noch nicht angestellt. Klammer zu.

Jetzt gerade hab ich den Eindruck, dass es aufhellt und der Regen nachlässt. Vielleicht ja wirklich. Aber so oder so – ich schon eine Idee, wie ich mir ein Feuerchen mache, auch wenn die Feuerstelle grad vorbeischwimmt. Mal sehen obs, klappt!...

Mittwoch, 19.08.2009, 10:39 Uhr:

Heute morgen regnet es nicht. Mal sehen ob es so bleibt. Die Sonne scheint aber auch nicht... :(

Gestern hab ichs tatsächlich geschafft euer zu machen. Ich hab einfach den kleinen Kochtopf genommen und darin ein Feuer im trockenen entfacht. Als auch größere Scheite gut brannten und glühten, hab ich den ganzen Inhalt auf der Feuerstelle ausgekippt und noch was drauf gehäuft. Es brannte wunderbar und das Teewasser war Ruck-Zuck heiß! Es war kein besonders toller Nachmittag, denn der Regen kam alle halbe Stunde mal vorbei, aber es hat mir Spaß gemacht, mit diesen Problemen und beschränkten Mitteln doch etwas zu erreichen. Das ist Urlaub!!

Nebenbei: Ein Konservendose, die einen Schnell-Öffner-Lasche hat sollte man nicht einfach so aufwärmen. vorher bitte öffnen, sonst macht sie es selber. :) Ich hab Kartoffeln gekocht und die Dose daneben in die Glut gestellt und irgendwann hat es das geknallt, als wär's ein D-Böller. Der Deckel der Dose ist einfach in hohem Bogen abgeflogen, und der Inhalt neben in die Asche gespuckt. Mit dieser Naturpanade schmeckte das Fleisch aber dennoch ganz gut. :)

Danach folgte eine Lesepause (...Claudius war also tot und Nero noch ein junger Kaiser, aber seinen Bruder hat er schon abgemurkst. Seine Mutter heckte Pläne gegen den Stadtpräfekten aus und der Senat hielt Gericht über eine Römerin, die zu den Juden-Christen ging....)

Abends gab's Würstchen am Spieß und Tomaten und Bier. Das Bier allerdings war nicht so lecker. Madara und Ich konnten eine gute Zeit miteinander reden, wie schon seit langem nicht mehr. ein schöner Abend! Als es wieder anfing zu regnen, hatte ich keine Lust mehr und wir gingen schlafen. (vorher die Matratze in Feuernähe etwas aufgewärmt ;)).

Heute Morgen hab ich mit dem Aufstehen gewartet, bis der Regen aufhörte, der die ganze Nacht prasselte. Recht trügerisch erwiesen sich die vielen Espen in der Nähe. Ihr Laub war so am rascheln, dass es immer schien es würde regnen.

Zum Frühstück: Bratkartoffeln mit Wurst, Tee, Brot mit Marmelade.

Übrigens: einen heißen Aludeckel kann man hervorragend mit einem getrockneten Teebeutel hoch heben. Vieles lässt sich mehrmals verwenden...


Der ständige Wind treibt mir die Tränen in die Augen... Besonders gemütlich ist es wirklich nicht, aber ... es wird ein schöner Tag!!! Weil ich es sage!

Vielleicht fahren wir zur Quelle eines großen Flusses... Madara fragt ob wir nicht Nüsse und Pilze suchen gehen könnten. Na gut, dann eben Nüsse.

...

Donnerstag, 20.08.09, 16.00 Uhr:

Da das Wetter sich gut hielt und dann doch Langeweile herrschte, machten wir uns auf, die Quelle zu suchen. 23km Fahrt und wir waren da, so gab uns ein mit Blumen geschmücktes Schild klar. Doch nirgendwo Wasser zu sehen. Nur ein grob aus gemähter Pfad über die Wiese, neben der Straße. der Führte dann schnell ins Gestrüpp und endete im Nirgendwo. Was einzige Wasser war ein grün zugewachsener Tümpel neben dem Pfad. Nach aufmerksamen Studieren fanden wir heraus, dass sich das Wasser sehr langsam in eine Richtung bewegte. Da nur ein Ende des Tümpels offen war, und das Wasser dorthin floss schlossen wir, dass dies wohl die Quelle sein musste. Kein kristallklarer Quell aus Felsgestein; kein Wallfahrtsort Gesundheit suchender Menschen; kein Born ewiger Jugend – nur ein stinkender Tümpel!

Der Hügel an dem dieser Tümpel liegt heißt „Götzenberg“. Wahrscheinlich stammt der Name von den deutschen Kreuzrittern die dort die letzten Hexen Lettlands ersäuft haben. Der Ort hat durchaus die passende Ausstrahlung dafür. :)

Rückfahrt, Seife gekauft, Lesepause. (Nero bringt nach drei Versuchen dennoch erfolgreich seine Mutter über den Styx (ins Totenreich!). Rom jubelt ihm zu und Nero gibt sein erstes Konzert. Paulus sitzt derweil in Untersuchungshaft.).

Der Abend wurde sehr mild. Der Wind blies die letzten Wolken weg und über dem See ging wunderschön die Sonne unter. Danach war Windstille. Daher beschlossen wir, die Situation zu nutzten und doch zu den Inseln rüber zu rudern. Boot aufgeblasen und fertig. Schön waren sie nicht, aber zumindest haben wir einen Biberbau gefunden. War auch nicht schwer – Dutzende Bäume lagen gefällt rum und ein klarer Pfad führte davon weg zum Ufer, zum Bau. Schön.

Lesepause. (Der Prozess um Paulus wird vorbereitet. Nero empfängt ihn sogar persönlich zum Gericht. Nun wird sich zeigen, ob er von seinem Lehrer Seneca gelernt hat...)

Letzter Abend (2. von 2 :))!!! Ich bin einfach nur müde und möchte nichts tun oder denken oder reden oder tun. Auf der anderen Seite – zwei Tage relative Ruhe. Das war schon nicht schlecht! Aber 4-5 wären besser. Naja, immerhin ist eine Steigerung möglich.

Die Nacht wurde richtig kalt! Nut gut, dass man ja früh aufstehen kann. ;)


Nach dem Frühstück packten wir die Sachen und sind nach Hause. Der letzte Tropfen Benzin schob uns zum Tor hinein. (Ich hab ja gesagt, es würde reichen!).

Duschen, Mittagessen, schlafen, aufräumen, ...

Um drei Uhr kamen die Jugendlichen der Gemeinde um uns zu verabschieden. Nicht, dass wir solche „Star- Allüren“ nötig hätten, aber jeder Grund ist Grund genug um sich zu treffen und sich den Bauch vollzuschlagen.

Morgen 7.00 Uhr geht’s zum Flughafen – der Urlaub muss der Studien-Realität weichen.

Fazit: Gut, dass es geklappt hat! Gut, dass wir Ruhe hatten. 25 Grad und Sonne wäre schön gewesen, aber ... man kann nicht alles haben. Die ersehnte Auszeit und geistliche Erholung + Auftanken hab ich aber nicht erreicht. Eigentlich wollte ich viel lesen und nachdenken und beten und verstehen, aber auf Knopfdruck scheint es nicht zu klappen. Somit laufe ich weiterhin mit meinem Glaubens-Gott-Beziehungs-Defizit herum. Schöne Sch...!

Kommentare

  1. Es war köstlich den Bericht zu lesen! Weiter so und du kannst ein gutes Buch schreiben! Vielleicht schafst du ja das, was ich nicht geschaft habe! Noch!!!

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