Ein Mädchen bleibt dabei

Seit kurzem veranstalten wir bei uns zu Hause Spieleabende. Das hat viele Vorteile.  Erstens, so können wir Menschen aus der Gemeinde besser kennenlernen, besonders diejenigen, die wir nicht von früher kennen. Zweitens, es ist eine gute Möglichkeit Leute einzuladen, die früher dabei waren, aber nun läuft bei denen das Leben anders oder einfach WOanders. Und drittens, so lernen wir neue Menschen kennen, denn ab und zu werden Freunde mitgenommen, und wer in einer festen Beziehung ist, wird ja am Samstagabend die andere Hälfte nicht alleine lassen.

Letztes Mal war ein Mädchen da, das ich ca. 3 Jahre nicht gesehen hatte. Früher wohnte sie und ihr Bruder mit ihrer Mutter im Gemeindehaus in Ieriki. Die beide waren ausgesprochen schöne Kinder, aber da war die Ähnlichkeit auch zu Ende. Der Bruder war die Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Fleiß im Person. So hat er viele Pluspunkte gesammelt. In dem Kindergottesdienst hat er viel Wissen gezeigt und offensichtlich die Sache mit Gott auch ernst gemeint. Das Mädchen war eher von der "rauhen Sorte". Wenn man angeguckt hat wie sie spielt, hat man "Was glotzt du" zu hören bekommen. Sie war diejenige, die bei Spielen schummelt und bei der "geheime Freunde" Aktion (einen Tag lang in anderes Kind aus der Freizeit insgeheim beschenken) ihrem ausgelostem Freund NICHTS schenkt. Übrigens, das war ihr Bruder.

Irgendwann sind sie nach Riga gezogen. Der Bruder war immer wieder bei den Freizeiten dabei, sie ab und zu auch.

Und jetzt, nach 3 Jahren, antwortet auf sie auf meine Einladung und kommt zu dem Spieleabend. Und ich weiß, was es für eine Auszubildende bei diesen Verkehrsmittelpreisen bedeutet: eine feste Entscheidung und einen wirklichen Wunsch zu kommen.

So kam sie an, und ich war gespannt. Nur sie und noch ein Mädchen war da, und ich hab für sie Tee gemacht. Als ich wieder im Wohnzimmer reinkam, hörte ich wie sie zu dem anderem Mädchen so etwas sagt wie "das ist einmal in zwei Wochen, wir spielen und diskutieren da über christliche Themen, das könnte dir gefallen". Was??? Höre ich da richtig?

Es kam heraus, dass sie ein Jugendtreffen besucht. Wie es heißt, wusste sie nicht, aber könnte sein, dass es eine katholische Jugendgruppe ist. Ich fragte, wie sie die gefunden hat - einfach eingegoogelt. Und ein paar andere Mädchen aus ihrer Klasse gehen dahin.

Oh, ich war fast den Tränen nahe. Dieses Mädchen hat all die Jahre irgendwie bewahrt, was sie bei uns in der Gemeinde gehört hat. Gott ist ihr immer noch irgendwie wichtig. Und das gerade bei ihr! Der Bruder war doch immer der Gute - nun sagt er, es wäre ihm zwar immer noch kostbar, aber er schafft es nicht, die richtigen Wege zu gehen. Das andere Leben ist offensichtlich schöner.

Es ist so schön zu sehen, dass Menschen Gott suchen, nicht aufgeben - und Er gibt ja auch nicht auf nach den verlorenen Schafen zu suchen.



P.S. Übrigens, so etwas geschieht nicht einfach so. Da ist viel Zeit nötig. Beide Geschwister haben mehrere Wochen bei Menschen aus der Gemeinde gewohnt, viel gesehen, viel gehört. Nur wenn wir unser eigenes Leben in sie investieren, wird auch ihr Leben verändert.

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