Bootsfahrt 2012

Die späteste Bootsfahrt die ich je gemacht habe! Das war das letzte Augustwochenende, manche Nächte waren schon seeeehr kalt gewesen und viele Tage seeeeehr kalt, viele hatten wirklich Bedenken mitzumachen. Das äußerte sich z.B. durch die Antwort "Vielleicht komm ich mit. Ich muss noch gucken." Da freut sich der Organisator.
Trotz allen Befürchtungen hat Gott uns super Wetter geschenkt. Es war nicht kalt, es hat nicht geregnet und der erste Abend war einfach wunderschön.

Erst mal ein paar Stunden auf dem Wasser. Schlauchboote sind langsam, das Floß noch langsamer. Paddeln kann man, muss man aber nicht (außer bei dem Floß, sonst kommt es den Booten nicht hinterher). Zumindest wenn es nicht windig ist. Und wenn gerade kein Baumstamm entdeckt wird, der nach 3 Metern das Boot aufreißen wird. Dann muss man sich ins Zeug legen und der Adrenalinspiegel steigt.
Aber sonst ist es chillig. Und man hat nichts zu tun außer miteinander reden. So konnten 2 Frauen aus der Gemeinde einander besser kennenlernen und sind nun dicke Freundinnen. So konnten sie beide ausführlich mit jemandem sprechen, der schon lange nicht zur Gemeinde kommt - weil er es doof findet und an nichts glaubt. Ist auch was - nun wissen wir zumindest wo er steht.

Alle treffen sich auf einer Insel. Kurze Diskussion wo wir übernachten sollen. Niemand sagt "ja genau das machen wir", alle gucken auf dem Boden und fangen an Steine zu suchen. Unglaublich. Man braucht einfach jemanden der sagt: ja, wir machen das. Eine Herde ist das, echt. Langsam wird uns klar, dass wir nebenan übernachten werden. Dann wird uns klar, dass es verdammt schwer sein wird dahinzukommen - denn die einzige Stelle, wo man anlegen kann, befindet sich direkt gegenüber uns. Wir dürfen keinen Meter flussabwärts rutschen, denn da warten Tannenbalken auf uns, die besten Freunde jedes Schlauchbootes. Und da wir auf einer Insel sind und der Fluss verengt sch, ist die Strömung besonders stark. Wir verteilen die besten Ruderer gleichmäßig auf die Boote, sodass jeder die Chance hat rüberzukommen.
Aber davor verbringen wir noch eine gute halbe stunde auf dem Insel - denn durch die unentschlossene Steinsuche wurde entdeckt, dass man hier sehr viele gute Fossilien findet. Meistens versteinerte Korallen, auch ein paar Muscheln waren dabei.

Die tolle Insel
Und ein steileres Ufer habe ich noch nie gesehen. Ca. 5 Meter, Sand, fast senkrecht. Der Fluss hat zur Zeit wenig Wasser, daher kommt es. Aber irgendwann ist alles oben. Zelte werden gebaut und Leute darin verteilt. Denn es gibt welche, die spontan dazugekommen sind und NICHTS dabei haben. Das Lagerfeuer brennt, Teewasser wird gekocht. Nudeln mit Hackfleisch gibt es heute. Das Fleisch wurde schon vorher angebraten, eine Idee von S. Stimmt, es ist sehr bequem, man muss nicht die teuren Fleischkonserven kaufen, die mit 20 % Fleisch und 60 % "sonstige Fleischprodukte" gefüllt sind.

Der Abend ist schön. Es ist ruhig und warm. Manche Jungs schnappen sich einen Volleyball und versuchen andere zu überreden "Kartoffeln" zu spielen. Manche Jungs schnappen sich eine Axt und versuchen Brennholz zu finden bevor es dunkel ist. Ich bevorzuge die zweite Sorte. M. schlägt vor: "wenn jeder 2x im Wald geht dann haben wir genug Brennholz für die ganze Nacht". Gesagt getan.
Karten spielen, bis man die nicht mehr sieht. Kerzen auf dem Tisch tun, damit man die zumindest ein bisschen sieht. Und ein Fangspiel in völliger Dunkelheit zu spielen. Einer von denen, die gerade unbeweglich stehen müssen, hält eine Stirnlampe. Es ist ein bisschen nass, jemand rutscht aus und verliert die Schuhe. Man weiss sofort wenn ein Mädchen rennen muss - man kann offensichtlich nicht ohne kreischen rennen.

Alle sind freundlich. Es war abgesprochen dass eine Mahlzeit gemeinsam ist, sonst sorgt sich jeder um sich. Aber nein - alle teilen alles, was sie dabei haben - Teebeutel, Süßigkeiten, Knabberzeugs, Cappucinopulver.
Nach und nach gehen manche schlafen. Um 2 Uhr versuchen wir noch ein paar Lieder zu singen, christliche. Irgendwie wirken Lieder am Lagefeuer besonders. Irgendwann kann der Gitarrenspieler keine Akkorde mehr sehen. Naja. Gute Nacht.

Kaffee machen


Früher Morgen.. So um elf Uhr. Zombieähnliche Gestalten bewegen sich langsam. Die ersten drei haben lange Zeit für sich alleine, unterhalten sich. Bin stolz auf mich - ich gehöre dazu. Andere Zombies liegen in den Zelten und hören zu. Ich versuche einen Zombie bei seinem schwarzen Tee anzusprechen. Wenn Blicke töten könnten.... alle teilen ihre Süppchen, Tees, Kaffepulver, Haferbreipäkchen.... sehr nett.

No.

Die Frühstücksküche
K. kommt aus dem Zelt. Ich sehe ihn zum ersten Mal mit langen Ärmel. Auch ein paar andere sagen ihm Komplimente - eine nette Jeansjacke hat er. Nur später erwähnt er, dass viele zwar die Jacke bemerkt haben - aber nicht, dass er die Hose von meiner Schwester an hat. Hmm.

am frühen Morgen

S. zeigt wie man mit einer Socke einen perfekten Dutt hinkriegt. Eigentlich Perfekt: Recycling + Haare ordentlich - aber trotzdem wird es nicht meine neue Lieblingsfrisur sein. Dann hat S. eine Idee für die erste Mahlzeit (für die meisten ist es Frühstück). Einer hat 3 selbstgemachte Wildfleischkonserven mit, es sind noch Kartoffeln, Karrotten, Zwiebeln übrig - der beste Eintopf den ich je gegessen habe. Teilen bringt Vorteile.
Der Sockendutt
nicht jeder braucht einen Zelt... aus Prinzip nicht

Wir wissen, dass wir gestern echt wenig geschafft haben, kilometermäßig. Wir versuchen uns schnell auf dem Weg zu machen. Irgendwann gelangen wir uns an einem Punkt, an dem keiner weiß was er machen soll. Teilweise weil keiner sagt - na, und jetzt einsteigen und los! Schnell sieht man wer unsicher ist und immer auf Befehle/Erlaubnisse wartet. Und wer noch zu Hause lebt und wer selbstständig ist.
alle zusammen

Endlich los. Das Wetter ist grau. Das Floß ist echt langsam. Und und irgendwo kommt die Luft raus. Die anderen haben wir schon lange nicht gesehen. Oh, da sind sie. Warten schon mindestens eine halbe Stunde auf uns. Und haben mithilfe der dort gefundenen noch heißen Asche Feuer hingekriegt! Bin stolz auf sie. Denn alles was man für Feuer und Teekochen braucht war bei uns auf´m Floß. Haha.

Meine Schwester zaubert 2 Kilo Hänchenschenkel hervor. WTF? Wunderbar eingelegt, schon gebraten. Wir machen die in einem Topf warm. Und Teewasser auch. Omnomnom. Viele sind im Kartenspiel versunken und essen nicht mit - yeah, ich hab mehr! Und so richtig die Schenkelchen kann man auch nicht abzählen - da es jemand eingefallen war den Topf umzurühren "damit die gleichmäßig warm werden." nononono, bad idea Jetzt haben wir einen Topf voll Fleisch und Knochen. Etwas schöneres hab ich noch nie gesehen. Fleeeiiiiissschhhh.......

Maris letztes Lächeln

Wir legen los. Seit es viele Wassertouristen gibt, sind die Enten echt frech. Und versuchen sogar Sonnenblumenkerne zu fressen. Es fängt an zu nieseln. Die Stimmung sinkt. Es fängt an zu regnen. Die Stimmung sinkt noch tiefer. Wir reden darüber dass wir nach 3 Stunden zu Hause sein werden. Moment! Das bedeutet, dass nach 3 Stunden ich auf meinem Sofa sein kann, mit Tee und einer Decke! Ich mag es nicht auf Bootsfahrten nass zu werden, den es ist danach so schwer sich aufzuwärmen und wenn dann auch noch der Schlafsack nass geworden ist... Aber diesmal ist es anders! Irgendwann muss man ja auch das erleben - und JETZT ist die beste Möglichkeit, da das Ende im Sicht ist! Es fängt an stärker zu regnen. Die Stimmung steigt! Naja, bei mir zumindest. Ich beobachte die frechen Enten. Langsam kommt die Umgebung bekant vor. Aber der Fluss schlängelt sich - es wird noch 2 Stunden dauern bis wir da sind. Es nervt. Noch eine Stunde. Es fängt an STARK zu regnen. Meine Stimmung steigt. Nur die Stimmung anderer zieht mich runter. So, jetzt sind auch die Füße nass, denn das Floß vollgeregnet ist.  Die ersten Boote rufen uns an. Toll, ich muss das Handy im strömenden Regen rausziehen. Die sind schon vor einer halben Stunde angekommen. Ihnen ist es kalt. Wann wird der S. kommen, der uns und die Boote abholen soll? Wir rufen ihn an. Oh, sagt er. Ich bin gerade weg. Naja, wir hatten ja auch eine spätere Uhrzeit gesagt. Mist. Wie soll ich das den durchgefrorenen Menschen im strömenden Regen sagen? Aber schon nach einer halben Stunde sind wir da und er auch. Es regnet so stark dass man nicht weit sehen kann. Maris verlassen seine letzten Nerven, er springt ins mehr als knietiefe Wasser um das Floß rauszuziehen - denn er hatte das Gefühl, die Strömung wird uns weiterziehen. S. ist da mit dem Auto. Der kleine Pfad bis zum Auto ist kein Pfad mehr. Es ist ein Fluss mit rotem, lehmigem Wasser. Meine Schwester versucht zu organisieren dass die nassesten und nicht-volljährigen mit der ersten Ladung nach Hause kommen. Moment - mit "zu Hause" meint sie unser Haus. Ich muss mit. Was bedeutet es für ein Auto dass 7 total nasse, warme und lehmige Menschen darin sitzen? Wir kriegen keine Luft. Da, unser Haus. Ja, schmeißt die Sachen einfach so hin! Sortieren können wir die später! Es regnet weniger. Bin total beschäftigt: ja, ich hole für dich Socken. Der Wasserkocher ist dort. Die Tees sind dort. Ja, ich hab ein Pullover für dich. Ich verteile alle meine warmen Sachen. Die zweite Autoladung kommt. Ich verteile die warmen Sachen, antworte auf Fragen und gucke zwischendurch dass auch diejenigen die nichts fragen zurechtkommen. So, jeder hat sich was warmes und trockenes angezogen. Jetzt bin auch ich dran. Irgendwie ist das Gefühl total befriedigend und schön - ich darf diese nassen Leute bei sich aufnehmen und die mit Pullovern und Tee verwöhnen.
Langsam kehrt die Ruhe ein. Ein paar überlegen ob sie noch bleiben oder nach Hause gehen. ein bisschen abwarten - doch nach Hause - damit habe ich strategisch die Frage geklärt welches Spiel wir mit 10 Leuten spielen können. Ein bisschen chaotisch. Dann ruhe. Tee, Kerzen, Fleisch, Kekse. Die alleinerziehende Mutter jammert schon eine halbe Stunde dass sie Angst hat krank zu werden und will etwas "stärkeres". Das kriegt sie.

Phase 10. Jungle Speed. Dominion. Das Leben ist schön. Eine super Bootsfahrt, inklusive die letzten 3 Stunden und den Abend. Ich freu mich.







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