Gott macht das bestimmt extra!

Was meint ihr?
Ihr kennt eure Stärken, Begabungen, Neigungen und Charakter. Vielleicht wisst ihr sogar, dass in bestimmten Bereichen ihr echt gut seid und könnt Gott gut damit dienen. Vielleicht macht eure Arbeit in diesen Bereichen euch glücklich.
Und dann schickt Gott euch einen Menschen, der zu euch überhaupt nicht passt! Und ihr müsst mit ihm fertig werden. Und du kommst mit deinen Stärken nicht mehr zurecht und musst total anders werden. Kennt ihr das?

Uns geht es zumindest so. Diejenigen, die uns besser kennen, wissen, dass wir eher die intelektuelle Sorte sind. Das ist unsere Stärke - lesen, verstehen, erklären, diskutieren. Und das wäre sehr bequem in diesen Rahmen zu bleiben.
Aber nein. Gott schickt zu unserer Gemeinde immer wieder Menschen mit geistiger Behinderung. Ja, schickt - das sieht nach Absicht aus. Gerade ist die Eine weggezogen (hat den lang ersehnten Platz in einer Gruppenwohnung mit Betreuung bekommen), zeitgleich ist eine Andere dazugekommen. Und ich glaube, das ist damit wir eine andere Methode der Verkündigung anwenden.

Diese Frau heißt Taiga, und sie ruft einen mindestens einmal am Tag an. Manchmal auch viermal. Sie war mit dem Sohn einer Frau aus der Gemeinde verheiratet. Die Ehe hat nicht lange gehalten, nicht zulezt wegen seiner Gewalttätigkeit und seinem Alkohol. Und ich glaube nicht, dass sie beide verstanden haben, was eine wirkliche Ehe bedeutet. Schade. Aber ein- oder zweimal nach dem Tod seiner Mutter war der Sohn im Gottesdienst und hatte Taiga mit. Jetzt, obwohl die nicht mehr zussammen wohnen, ruft er sie ab und zu an und sagt, sie soll nicht zu uns kommen (ich glaube er mag Menschen nicht die ihn durchschaut haben und trotzdem nett zu ihm sind). Aber Taiga hat ihre Entscheidung getroffen - sie möchte kommen "weil die Menschen lieb sind". Mit den ein paar Mal hat es gereicht. Nun kommt sie regelmäßig, und hat ihren Freund schon zweimal mitgenommen. Ihm hat es auch gefallen. Die Sozialarbeiter hätten auch gesagt, dass wir eine Sekte wären. Aber sie sagt: ich weiß, dass ihr keine Sekte seid.
Wenn sie kommt hat sie öfters Katzenfutter mit. Weil sie unsere Katzen mag. Sie umarmt uns oft und benutzt oft die Verniedlichungsform, wenn sie unsere Namen benutzt.

Wo sehe ich hier eine andere Art der Verkündigung?
Als sie erzählt hat, wie sie mit den Sozialarbeitern gesprochen hat, hat sie gesagt: "Ich habe ihnen ja gesagt, dass das keine Sekte ist. Dass wir über Gott reden. Wie Gott gemacht wird und so."
Wie Gott gemacht wird. Also hat sie von der Predigt, von dem Inhalt NICHTS verstanden. Das frontal Gesagte wird ihr NICHTS bringen. An dem Moment habe ich verstanden, dass sie von Gott durch UNS lernen wird. Wie wir mit ihr umgehen, wird zeigen, wie Gott ist. Wie wir ihr antworten, helfen, zuhören. Das wird die Art und Weise sein, wie sie lernen wird, wie Gott ist.
Meine Güte, das entspricht unserer intelektuellen Vorgehensweise überhaupt nicht, oder? Es wäre so einfach nur schleue Bibelstunden zu halten... aber nun müssen wir auf etwas Anderes einstellen. Nicht, dass es uns schwer täte durch gelebte Liebe zu "verkündigen". Gerade das versuchen wir ja in Gemeinden mitteilen - dass dieser Weg viel besser ist. Aber wenn das das Einzige ist und die Worte und Erklärungen so machtlos sind....

Wie dem es auch sei - Gott hat diese Menschen bewusst zu uns geschickt. Er wird schon wissen was wir damit üben sollen.

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